In den 1980er Jahren beginnend, entwickelten Haim Omer und Arist von Schlippe den systemischen Ansatz der Neuen Autorität, der zunächst in hocheskalierten Familiensystemen als Unterstützungskonzept eingesetzt wurde. Mittlerweile findet er ebenso Anwendung in Schule, Jugendhilfe oder stationären Einrichtungen bis hin zu Führungskräften. Anliegen ist es, Menschen in ihrer Führungskompetenz so zu stärken, dass sie auch in herausfordernden Situationen selbstwirksam bleiben können, die Beziehungen zueinander nicht abbrechen und Entwicklungsprozesse nachhaltig begleitet werden können.
Auch wenn der Begriff der Autorität zunächst irritieren mag, grenzt er sich im Verständnis deutlich von Autoritätsvorstellungen, die mit Macht, Kontrolle, Gewalt oder dem gegenteiligen Laissez-Faire verbunden sind, ab. Autorität wird vielmehr als Führungsstärke verstanden, Verantwortung für eine wertschätzende Beziehung zu übernehmen und diese durch Präsenz, Beharrlichkeit, Empathie und Transparenz aktiv zu gestalten. Mit der systemischen Grundannahme, dass ich das Verhalten keiner Person kontrollieren oder verändern kann, geht die Einsicht einher, dass ich lediglich mein eigenes Verhalten und meine Grundhaltungen ändern kann. Mit Hilfe konkreter Instrumente können Beziehungen auf Augenhöhe geführt und (hocheskalierte) Konflikte konstruktiv, gewaltfrei und respektvoll geklärt werden.
Wesentliche Bestandteile der Neuen Autorität sind die Förderung der eigenen Präsenz und der Selbstkontrolle, die Etablierung eines Unterstützersystems, gewaltloser Widerstand und Wiedergutmachung sowie die bereits erwähnte Transparenz und beharrliche Aufrechterhaltung des Kontakts.
Siehe auch meinen Blogbeitrag dazu und die Selbsterverpflichtung!